Tradition

Warum Osterwaldgarten, woher der Name? Das Wirtshaus mit dem Biergarten lag einmal an der Osterwaldstraße. Als der Bau des mittleren Rings die Straße zerschnitt, wurde der vordere Teil umbenannt. Namensgeber war der angesehene Architekt und Stadtrat Liebergesell.

Das Wirtshaus, 1874 erbaut, war bescheiden und eher ein Ziel für die Schwabinger Bauern. Schwabing war damals noch ein Dorf. Doch der Osterwaldgarten hatte eine Kegelbahn. Das war eine Möglichkeit des Vergnügens für die männliche Dorfjugend, für Knechte und die Arbeiter der unweit ansässigen Lokomotivenfabrik Maffei. Auch ein Herzog ließ es sich hier gut gehen, nämlich Herzog Max in Bayern, Ehemann der Prinzessin Ludowika von Bayern. Ihr gehörte das nahegelegene Schloß Biederstein. Herzog Max war auch der Vater der Kaiserin von Österreich, Sisi, oder Sissi genannt. Im Film verkörpert durch Romy Schneider und somit zu Weltrum gelangt. Da der Herzog im Osterwaldgarten auch Zither spielte, nannte man ihn dort schlicht den „Zithermaxl“. Er war ein leutseliger Mensch und sehr beliebt bei den Kegelbrüdern.

So um 1900 muß die Gegend um das Wirtshaus etwas einsam gewesen sein.

Darüber schreibt der Schriftsteller Friedrich Huch, der gegenüber in dem Biedermeier Haus in der Keferstraße 9 wohnte, in einem Brief an seine Mutter:

„Man ist hier auf dem lande. Morgens noch im Bett, hör‘ ich Enten und Gänse, von der nahen Mühle schreit ein Esel. Schafherden werden vor meinem Fenster vorbei­getrieben.“ Besagte Mühle, gegenüber der Wirtschaft, fungiert heute als Gästehaus.

Im nahen Umkreis des Osterwaldgartens wohnten Künstler wie Olaf Gulbransson, Rainer Maria Rilke, Thomas Mann, Willy Vesper, Bernhard Bleeker, Franziska von Reventlov, Paul Klee und Ricarda Huch. Schwabing war damals schon auf dem Weg zum Künstlervorort von München. Spaziergänger aus dem Englischen Garten sah man damals selten, denn die Brücke über dem Schwabinger Bach, der ,,Liebergesellsteg“, wurde erst in den 60er Jahren gebaut.

Dieses Brückerl trägt heute wesentlich zum Gästeaufkommen des Ostwaldgartens bei.

1996 wurde das heruntergekommene Wirtshaus von der Spaten-Brauerei restauriert. Dies ist bestens gelungen. Um die bescheidene Wirtsstube zu vergrößern, hat man die alte Kegelbahn mit einbezogen. Die Küche wurde erweitert und eingestellt auf bodenständige, bürgerliche Kost. Aber auch „Schmankerl“ werden in reicher Auswahl angeboten. Immer gibt es köstlich gebratene Enten, dazu Biere vom Faß und Weine vom Besten. Gastlichkeit, freundliche Bedienungen und herzhafte Verköstigung lassen einen schnell zum Stammgast werden im gemütlichen Haus.

Die rustikale, immer sehr schön dekorierte Gaststube bietet wunderbare Impressionen.

Zum Beispiel im Spätherbst oder Winter, wenn die tiefstehende Sonne durch die Fenster fällt, goldene Bahnen durch die Wirtsstube zieht und das Bier in den Gläsern zum Leuchten bringt. Dann ist es einem, als lebte man noch in der „Guten, alten Zeit“. Aber auch im Sommer, wenn man im Garten unter einer der schönsten Kastanien Münchens sitzt, bei frisch gezapftem Bier und deftiger Brotzeit, fühlt man sich geradewegs im Herzen von Schwabing, am Busen des Englischen Gartens.